Drogentodprävention

Drogentodesfälle häufen sich in besonderen Risikosituationen, wie beispielsweise nach der Entlassung aus Haft, Entzug und Therapie. Die verminderte Opiattoleranz nach längeren Konsumpausen ist hierfür ursächlich. Auch starke Schwankungen der Stoffqualität führen zu lebensbedrohlichen Situationen, die nur durch vorsichtiges Antesten der unbekannten Substanz vermieden werden können. Schließlich ist auch häufig unkritischer Mischkonsum beteiligt, wenn es zum Drogennotfall kommt.

Epidemiologie

In Deutschland ist im Jahr 2022 mit 1.990 an Drogen verstorbenen Menschen (Männer: 1.648, Frauen: 342) die Zahl der Rauschgifttodesfälle im fünften Jahr infolge angestiegen. Für dieses Jahr sind In Bayern insgesamt 288 Drogentodesfälle zu verzeichnen. In den meisten Fällen wurden in Rahmen von toxikologischen Untersuchungen Heroin und andere Opioide – alleine oder in Verbindung mit anderen Stoffen – als todesursächliche Substanzen festgestellt.

Drogentodesfälle in Bayern: Für das Jahr 2023 sind insgesamt 259 Rauschgifttodesfälle in Bayern zu verzeichnen. Beobachtet man die Zahlen der Drogentodesfälle über den Verlauf mehrerer Jahre, so ist ein wellenförmiger Verlauf charakteristisch. Mögliche Ursachen wurden in der Vergangenheit vielfach im Rahmen von Expertenmeetings diskutiert. So können beispielsweise höhere oder stark schwankende Wirkstoffgehalte, Verunreinigungen bzw. Beimischungen der konsumierten Substanzen sowie ein vermehrter Konsum von Neuen psychoaktiven Substanzen (NpS) mit unbekannter Wirkstoffzusammensetzung zu einem Anstieg der Drogentoten beitragen.

Harm reduction

Naloxon

Nachdem jeder dritte Opioidabhängige an einer Überdosierung stirbt und mit Naloxon ein wirksames Antidot zur Neutralisierung von Opioidwirkungen zur Verfügung steht, wurde 2017 im Bayerischen Landtag beschlossen, ein Modellprojekt zur Schulung opioidabhängiger Laien in der Anwendung von Naloxon durchzuführen. Das durch das StMGP geförderte Projekt „Take-Home-Naloxon/THN“ (2018-2021) ist abgeschlossen, wobei sich das Schulungskonzept als äußerst effektiv erwiesen hat.

Train-the-Trainer-Schulung für Fachkräfte aus bayerischen Beratungsstellen der Suchthilfe werden über das Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsforderung (ZPG) im LGL angeboten. Terminanfragen bitte unter zpg@lgl.bayern.de

Auch über das bundesweite Projekt NALtrain werden Schulungen zum fachgerechten Umgang mit Naloxonsprays angeboten. Nähere Informationen liefert die Website https://www.naloxontraining.de/naltrain/

Angebote zum kontrollierten Konsum

Diese Hilfeansätze im Rahmen der zieloffenen Suchtarbeit richten sich an Personen, die ihren Konsum reduzieren wollen und nicht von abstinenzorientierten Programmen erreicht werden bzw., für die eine Abstinenz (noch) nicht vorstellbar ist. Beispiele dafür sind KISS (Kompetenz im selbstbestimmten Substanzkonsum) und KT (Kontrolliertes Trinken). Dabei handelt es sich um verhaltenstherapeutische Trainings mit dem Ziel, durch die Konsum-reduktion wieder eine bessere soziale Integration zu erreichen (Körkel J, 2021).

Drogenkonsumräume

Die Einrichtung und der Betrieb von Drogenkonsumräumen (DKR) verfolgte neben gesundheitlichen und suchttherapeutischen Zielen auch ordnungspolitische Anliegen, indem beispielsweise der öffentliche Raum in Innenstädten von szenetypischen Ansammlungen entlastet wird. Zu den gesundheitlichen Zielen zählen die Herstellung hygienischer Konsumbedingungen, die Überwachung der Konsumvorgänge sowie die Vermittlung von Safer-Use Maßnahmen. Durch die Nutzung eines DKR kann die Kontaktaufnahme des Hilfesystems mit ansonsten nur erreichbaren Personen gelingen, so dass diese ggf. in weiterführende Hilfen vermittelt werden können.

Aktuell gibt es in Deutschland 27 stationäre und 4 mobile Drogenkonsumräume in 17 Städten und 8 Bundesländern (Stand April 2023).

Drug Checking

Durch die Analyse der erworbenen Substanzen erhalten Konsumierende Kenntnis über deren Inhaltsstoffe, Wirkstoffkonzentrationen und evtl. enthaltenen Streckmitteln. Dies wird durch Hinweise zu individuellen Risikofaktoren wie beispielsweise fehlender Toleranz nach Abstinenzphasen, Dosierungsfragen und möglichen Harm Reduction-Strategien z.B. bezüglich Mischkonsum ergänzt. Dieses Wissen kann bei Konsumierenden zur Vermeidung tödlicher Überdosierungen beitragen.

Darüber hinaus haben Drugchecking-Angebote das Potenzial, Opioidkonsumierende zu erreichen, die bisher noch keinen Weg ins Hilfesystem gefunden haben. Zudem kann Drugchecking eine Brückenfunktion zu anderen Angeboten wie beispielsweise ausstiegsorientierten Hilfen bilden.

 

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