Tabak/ Nikotin

Hintergrund

Neben Alkohol ist Nikotin die am weitesten verbreitete Suchtsubstanz. Sie kommt natürlicherweise in der Tabakpflanze Nicotiana tabacum vor und wird in Europa bereits seit ihrer Einführung aus Amerika im 15. Jahrhundert als Genussmittel konsumiert. Seit der Möglichkeit ihrer industriellen Fertigung kam es zu einem starken Anstieg des Tabakkonsums, welcher erst durch die Aufklärung über die gesundheitlichen Risiken sowie verschiedene Maßnahmen der Tabakkontrollpolitik eingebremst werden konnte. Tabak wird überwiegend in der Form von Fertigzigaretten und in geringem Umfang über Zigarillos, Zigarren, Tabakpfeifen, Shishas und E-Zigaretten konsumiert.

Wirkung und Risiken

Das tabakspezifische Alkaloid Nikotin wirkt bei Nervosität entspannend und bei Müdigkeit anregend. Dabei ist das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin extrem hoch. Neben der körperlichen Abhängigkeit entsteht beim Tabakkonsum auch eine psychische Abhängigkeit, da das Rauchen mit bestimmten Schlüsselreizen (z.B. Situationen oder Empfindungen) in Verbindung gebracht wird; Experten sprechen dabei von einer „klassischen Konditionierung“. Tabakrauch ist ein komplexes inhalierbares Gemisch aus über 4.800 Substanzen, die erst beim Verbrennen des Tabaks entstehen, und von welchen ein Großteil eine gravierende gesundheitsschädliche Wirkung hat: Mindestens 250 dieser Substanzen sind giftig oder als krebserzeugend klassifiziert.

Zigarettenrauchen ist das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko für chronische, nicht übertragbare Krankheiten und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Rauchen schädigt nahezu alle Organe des Körpers. Zu den Erkrankungen, die bei Raucherinnen und Rauchern vermehrt auftreten, gehören unter anderem Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen.

Rauchen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen und schädigt das ungeborene Kind. Auch das Einatmen von Passivrauch verursacht zahlreiche Erkrankungen, insbesondere bei starker Belastung über einen längeren Zeitraum, da der aus der Raumluft inhalierte Tabakrauch dieselben Substanzen enthält wie beim aktiven Rauchen.

Epidemiologie

In Deutschland raucht etwa jeder vierte Erwachsene. Laut Epidemiologischen Suchtsurvey 2022 lag die 30-Tage-Prävalenz des Konsums konventioneller Tabakprodukte (Zigarette, Zigarre, Zigarillo, Pfeife) in der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung bei 22,7 % (11,6 Millionen Menschen). Wasserpfeifen wurden von 4,1 %, E-Zigaretten von 4,3 und Tabakerhitzer von 1,3 % der Bevölkerung in den letzten 30 Tagen gebraucht, wobei Männer bei allen Konsumformen höhere Prävalenzwerte als Frauen aufweisen. Für die erwachsene Bevölkerung zeigen verschiedene Surveys einen Rückgang der Rauchquoten für die letzten 20-25 Jahre, die repräsentative DEBRA-Studie, welche zweimonatlich durchgeführt wird, liefert jedoch Hinweise darauf, dass die Raucherquote in Deutschland wieder steigt.

Der Anteil der rauchenden Jugendlichen geht seit Jahren zurück und lag im Jahr 2019 laut BzGA bei 6,6 % (30-Tage-Prävalenz des Konsums von Zigaretten). Den Gebrauch von Wasserpfeifen (Shishas) wird hingegen immer beliebter, vor allem unter Jugendlichen.

Laut aktueller GEDA-Studie (2019/2020) sind rund 8 % der nichtrauchenden Erwachsenen mindestens einmal pro Woche einer Passivrauchbelastung ausgesetzt, 4 % sogar täglich. Am höchsten ist die Belastung dabei bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren.

Public Health Impact

  • Tabakbedingte Todesfälle: Im Jahr 2018 starben in Deutschland Berechnungen zufolge rund 127.000 Menschen an den gesundheitlichen Folgen des Rauchens. 13,3 % aller Todesfälle waren somit durch das Rauchen bedingt.
  • Volkswirtschaftliche Kosten: Die direkten und indirekten Kosten des Rauchens belaufen sich in Deutschland auf rund 97 Milliarden Euro pro Jahr.
  • Umweltschäden: Laut eines Berichts der Weltgesundheitsorganisation verursacht Tabak weltweit große Umweltschäden. Für den Anbau und die Produktion fallen jährlich 84 Millionen Tonnen CO2 Zudem gehören Zigarettenstummel zu den häufigsten unsachgemäß entsorgten Müllobjekten, Billionen davon landen in der Natur.
  • Prävention: Beim Kampf gegen den Tabakkonsum landet Deutschland laut Tabakkontrollskala auf dem letztem Platz in Europa, obwohl es sich mit der Unterzeichnung und Ratifizierung des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (Framework Convention on Tobacco Control, FCTC) dazu verpflichtet, die darin festgelegten Maßnahmen umzusetzen.
    Die BAS unterstützt als Mitunterzeichner der Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 das Ziel, dass in Deutschland weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei % der Jugendlichen Tabakprodukte oder E-Zigaretten konsumieren.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Deutsches Krebsforschungszentrum (2020) Tabakatlas
    Deutschland 2020. Heidelberg. Verfügbar unter https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf
  • Mons U & Kahnert S (2019) Neuberechnung der tabakattributablen Mortalität – Nationale und regionale Daten für Deutschland. Gesundheitswesen 81: 24–33
  • Orth, B. & Merkel, C. (2020). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019. Rauchen, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. doi: 10.17623/BZGA:225-DAS19-DE-1.0
  • Soyka, M., Batra, A., Heinz, A., Moggi, F., & Walter, M. (Eds.). (2018). Suchtmedizin. Elsevier Health Sciences.
  • Starker, A.; Kuntz, B. (2022): Tabak – Zahlen und Fakten zum Konsum. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): DHS-Jahrbuch Sucht 2022. Lengerich: Pabst Science Publishers. 53-86.

 

 

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