Suchtforschungstelegramm

Ausgabe 51

29.04.2025

Liebe Leserinnen und Leser, liebe BAS-Interessierte,

mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm greift die BAS auch 2025 zentrale Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich Sucht und Gesundheit auf.

Den Auftakt bildete das Suchtforum, das ein Jahr nach der Teillegalisierung von Cannabis einen kompakten Überblick über gesundheitlichen Folgen des Konsums, Präventionsmaßnahmen sowie schadensmindernde Strategien bot. Ende April folgt eine Fachtagung zur Substitution, bei der sich Ärztinnen und Ärzte sowie Fachkräfte aus Suchthilfe und Apotheken über aktuelle Fragen der Versorgung opioidabhängiger Menschen informieren und austauschen können.

Zur Jahresmitte stehen zwei weitere relevante Themen im Fokus:  Inklusion – mit dem Ziel, den Austausch zwischen Sucht- und Behindertenhilfe in Bayern zu stärken sowie Fahreignung unter Substanzkonsum – mit Einblicken in die Begutachtungspraxis.

Im letzten Quartal rücken wir schließlich die Themen Drogentodprävention und Schnittstellenmanagement in den Mittelpunkt.

Wir freuen uns, wenn Sie unsere Angebote nutzen, und auf den weiteren Austausch mit Ihnen.

Mit besten Grüßen
Dr. Thomas Gredner und Dr. Beate Erbas
sowie das BAS-Team

Wirksame Behandlung von psychischen Störungen und Substanzstörungen in 21 Ländern

Hintergrund

Psychische Erkrankungen und Substanzgebrauchsstörungen gehören zu den weltweit belastendsten und teuersten Gesundheitsproblemen. Trotz der Verfügbarkeit kosteneffektiver Behandlungsansätze werden diese in der Praxis häufig unzureichend genutzt. In der Versorgungsforschung spricht man in diesem Zusammenhang von der sogenannten Versorgungskaskade, die drei zentrale Stufen umfasst: (1) Kontakt mit dem Versorgungssystem, (2) minimal angemessene Behandlung, (3) tatsächlich wirksame/leitliniengerechte Behandlung. Soweit bekannt gibt es bislang keine Untersuchungen, die die zentralen Elemente der Versorgungskaskade für psychische Störungen analysieren. Ziel der Studie ist es, Muster und Einflussfaktoren zu identifizieren, die mit einer wirksamen Behandlung von neun häufigen psychischen Störungen assoziiert sind. Zudem wird untersucht, welcher Anteil der betroffenen Personen in den vergangenen zwölf Monaten eine leitlinienbasierte Behandlung erhalten hat.

Methoden

In dieser Querschnittsstudie wurden basierend auf den World Mental Health Surveys repräsentative Haushaltsstichproben von Erwachsenen ab 18 Jahren aus 21 Ländern untersucht (n = 56.927). Die Zwölfmonatsprävalenz und die Behandlung von neun häufigen psychischen Störungen nach DSM-IV, darunter fünf Angststörungen, zwei affektive Störungen (Depression, bipolare Störung) und zwei Substanzgebrauchsstörungen (Alkohol, Drogen), wurden mit dem Composite International Diagnostic Interview bewertet. Für jede Diagnose wurde analysiert, ob eine leitliniengerechte Behandlung erfolgte. Eine Behandlung galt als wirksam, wenn sie sowohl in Häufigkeit und Qualität als auch in Bezug auf das passende Setting (z. B. Psychotherapie) den internationalen Standards entsprach. Die Analyse umfasste sowohl individuelle Prädiktoren wie das Geschlecht, Alter, Bildung, Versicherungsstatus als auch länderspezifische Faktoren (z. B. Ausgaben für Gesundheitswesen, Zahl an Ärztinnen und Ärzten, Human Development Index). Die wirksame Behandlung und ihre Komponenten wurden anhand von Kreuztabellen geschätzt. Zur Untersuchung der Prädiktoren wurden mehrstufige Regressionsmodelle verwendet.

Ergebnisse

Weltweit erhielten lediglich 6,9 % der Betroffenen mit einer 12-Monatsprävalenz für eine psychische oder Suchterkrankung eine effektive Behandlung. Bei affektiven Störungen lag die Quote bei 8,4 %, bei Angststörungen bei 7,3 % und bei Substanzgebrauchsstörungen nur bei 1,7 %. Die größten Barrieren entlang der Versorgungskaskade waren ein fehlendes Problembewusstsein (46,5 %) und eine niedrige Kontaktquote mit dem Gesundheitssystem trotz erkanntem Bedarf (34,1 %). Selbst unter den Personen, die eine minimal angemessene Behandlung erhielten, war diese nur in 47 % der Fälle tatsächlich wirksam.
Frauen, Personen mittleren Alters (30 – 59 Jahre), Personen mit höherem Bildungsniveau und mit bestehender Krankenversicherung hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, eine wirksame Behandlung zu erhalten. Auf Länderebene war der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP sowie die Anzahl nicht-psychiatrischer Ärztinnen und Ärzte signifikant mit höherem Behandlungserfolg assoziiert – nicht jedoch die spezifischen psychiatrischen Ressourcen.

Diskussion

Die Studie zeigt eindrücklich, dass die größte Hürde in der Versorgung nicht allein der Zugang oder die Kontaktaufnahme ist, sondern die Qualität der Behandlung. Nur ein Bruchteil der Betroffenen erhält eine Behandlung, die dem Schweregrad und den internationalen Standards entspricht. Besonders problematisch ist die Versorgung von Menschen mit Suchterkrankungen, insbesondere Alkoholabhängigkeit. Trotz der vergleichsweise hohen Prävalenz bleibt die Versorgungslücke hier besonders groß. Interessant ist auch, dass ein höheres Einkommen nicht mit besserer Versorgung korrelierte – wohl aber Bildung und das Bestehen eines Versicherungsschutzes. Dies deutet auf eine gewisse strukturelle und bildungsbedingte Selektivität im Zugang zu wirksamer Behandlung hin. Darüber hinaus wird die zentrale Rolle der allgemeinmedizinischen Versorgung deutlich, die häufig einen wichtigen ersten Zugang zur Behandlung darstellt und dabei mitunter eine größere Bedeutung hat als spezialisierte psychiatrische Angebote.

Bedeutung für Forschung & Praxis

Die Studienergebnisse verweisen auf mehrere zentrale Handlungsfelder. Besonders wichtig sind frühzeitige Aufklärung und Entstigmatisierung, da viele Betroffene ihren Behandlungsbedarf nicht erkennen. Hier braucht es mehr Gesundheitskompetenz und leicht zugängliche Informationsangebote. Die allgemeinmedizinische Versorgung spielt eine zentrale Rolle – insbesondere Hausärztinnen und Hausärzte sollten stärker in Diagnostik und leitliniengerechte Erstbehandlung eingebunden werden. Zudem zeigt sich, dass nicht jede Kontaktaufnahme mit dem Gesundheitssystem zu einer wirksamen Behandlung führt. Klare Qualitätsstandards, Evaluation und Nachsteuerung sind daher erforderlich. Benachteiligungen bestimmter Gruppen, etwa von Männern und Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, machen zielgruppenspezifische Ansätze notwendig. Schließlich belegen internationale Vergleiche, dass ein gut ausgebautes Grundversorgungssystem und höhere Gesundheitsausgaben mit besseren Versorgungsergebnissen einhergehen – ein deutlicher Impuls für gesundheitspolitische Entscheidungen.

Quelle

Vigo, D. V., Stein, D. J., Harris, M. G., Kazdin, A. E., Viana, M. C., Munthali, R., Munro, L., Hwang, I., Kessler, T. L., Manoukian, S. M., Sampson, N. A., Kessler, R. C., & World Mental Health Survey Collaborators (2025). Effective Treatment for Mental and Substance Use Disorders in 21 Countries. JAMA psychiatry, 82(4), 347–357. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2024.4378

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Ergebnisse einer Metaanalyse

Tabakentwöhnung durch Nikotin oder Vareniclin bei schwerer und leichter Tabakabhängigkeit

Hintergrund

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Wirksamkeit von Arzneimitteln zur Tabakentwöhnung im Zusammenhang mit dem Schweregrad der Tabakabhängigkeit. Rauchen gilt als das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland und ist mit zahlreichen Erkrankungen, darunter COPD, Lungenkrebs und kardiovaskuläre Erkrankungen, assoziiert. Im Jahr 2018 starben in Deutschland etwa 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Trotz bekannter Risiken konsumieren laut der DEBRA-Studie aus dem Jahr 2024 noch 30,7 % der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren Tabak. Da die Tabakabhängigkeit sowohl physische als auch psychische Komponenten aufweist, benötigen viele Betroffene unterstützende Maßnahmen bei der Entwöhnung. Neben verhaltenstherapeutischen Ansätzen stehen hierfür medikamentöse Therapien zur Verfügung. In Deutschland sind die Wirkstoffe Bupropion, Cytisin, Nikotin und Vareniclin zugelassen, wobei die gesetzliche Erstattungsfähigkeit gemäß § 34 SGB V auf Personen mit schwerer Tabakabhängigkeit beschränkt ist. Während frühere Studien den positiven Effekt dieser Wirkstoffe auf die Rauchfreiheit bestätigten, ist unklar, ob ihre Wirksamkeit vom Schweregrad der Tabakabhängigkeit abhängt. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2022 das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit der Untersuchung des Nutzens der Wirkstoffe Bupropoin, Cytisin, Nikotin und Vareniclin zur Tabakentwöhnung bei Rauchenden mit einer schweren Tabakabhängigkeit beauftragt.

Methodik

Um die Fragestellung zu beantworten, erfolgte eine umfassende Literaturrecherche in bibliografischen Datenbanken, Studienregistern und weiteren Informationsquellen. Zudem wurden Herstellerangaben bei der Analyse berücksichtigt. In die Bewertung wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien mit einer Mindestdauer von sechs Monaten einbezogen. Da die Zielpopulation der vorliegenden Studie Rauchende mit einer schwere Tabakabhängigkeit war, wurden Studien die ausschließlich Rauchende mit einer leichten Tabakabhängigkeit untersuchten, ausgeschlossen. Darüber hinaus wurden nur die Studien einbezogen, die von einer „dauerhaften Rauchfreiheit“ berichteten. Die in die Studie einbezogenen Rauchenden wurden anhand verschiedener Trennwerte in die Subgruppen leicht und schwer tabakabhängig aufgeteilt. Die Schwere der Tabakabhängigkeit wurde anhand des Fagerström-Tests für Zigarettenabhängigkeit (FTZA) bzw. Fagerström Tolerance Questionnaire (FTQ) ermittelt.

Die Einschlusskriterien wurden von insgesamt 136 Studien erfüllt. Während für Bupropion und Cytisin keine ausreichenden Subgruppenanalysen vorlagen, konnten für Vareniclin und Nikotin umfangreiche Daten ausgewertet werden. Für Vareniclin wurden 12 Studien mit insgesamt 9.723 Rauchenden analysiert und für Nikotin 23 Studien mit 15.003 Rauchenden berücksichtigt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen, dass die Wirkstoffe Vareniclin und Nikotin einen positiven Effekt hinsichtlich des Erreichens einer dauerhaften Rauchfreiheit unabhängig vom Schweregrad der Tabakabhängigkeit zeigt. Aufgrund von fehlenden Daten konnte für Bupropion und Cytisin keine Untersuchung durchgeführt werden.

Diskussion

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Vareniclin und Nikotin, unabhängig vom Schweregrad der Tabakabhängigkeit, wirksam sind. Diese Erkenntnis steht der derzeitigen Gesetzeslage gegenüber, die eine Erstattung dieser Medikamente nur für Rauchende mit einer schweren Tabakabhängigkeit vorsieht. Die Studienergebnisse legen nahe, dass diese Einschränkung überdacht werden sollte, um mehr Betroffenen den Zugang zu einer wirksamen Tabakentwöhnung zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde in Expertenstellungnahmen angemerkt, dass die Schwere der Tabakabhängigkeit nicht allein durch den FTZA bzw. FTQ bestimmt werden sollte. Andere Faktoren, wie wiederholte erfolglose Abstinenzversuche oder das Vorliegen einer tabakassoziierten Erkrankung (z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen oder COPD), sollten in die Definition der Zielgruppe einfließen.

Bedeutung für Forschung & Praxis

Die Ergebnisse dieser Untersuchung haben wichtige Implikationen für die Praxis der Tabakentwöhnung. Da sowohl Vareniclin als auch Nikotin unabhängig vom Schweregrad der Abhängigkeit wirksam sind, sollten diese Medikamente einer breiteren Zielgruppe von Betroffenen zur Verfügung stehen. Die derzeitigen Erstattungskriterien sollten überarbeitet werden, um eine selektive Behandlung zu minimieren. Darüber hinaus sollten weitere Faktoren bei der Bestimmung der Zielgruppe berücksichtigt werden. In der praktischen Anwendung der Wirkstoffe sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Während Nikotinersatztherapien häufig Reizungen im Mund- und Rachenraum, Magenverstimmungen, Schluckauf oder Hautreaktionen verursachen, treten bei Vareniclin häufiger Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und abnorme Träume auf. Die Behandlungsdauer einer Nikotinersatztherapie ist je nach Präparat individuell unterschiedlich. Die Behandlung mit Vareniclin beginnt 1 bis 2 Wochen vor Rauchstopp und die Anwendungsdauer kann 12 bis 24 Wochen dauern.

Quelle
Selbach C, Siebel C, Lilienthal J, Grouven U, Knelangen M, Kastaun S, Kranz P: Weaning from tobacco with nicotine or varenicline in severe and mild tobacco dependence—findings of a meta-analysis. Dtsch Arztebl Int 2025; 122: 7–11. DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0223

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Ergebnisse einer Metaanalyse

Einschüchterung von Befürwortern und Forschenden aus den Bereichen Tabak, Alkohol sowie hochverarbeiteten Lebensmitteln: ein Review

Hintergrund

Industrien für gesundheitsschädliche Konsumgüter (Unhealthy Commodity Industries, UCIs) – insbesondere aus den Bereichen Tabak, Alkohol und der hochverarbeiteten Lebensmitteln – setzen gezielt einschüchternde Taktiken ein, um Regulierungsbemühungen, die ihre Gewinne bedrohen, zu untergraben, zu verzögern oder abzuschwächen. Während bereits dokumentiert ist, dass politische Entscheidungsträger solchen Einschüchterungen ausgesetzt sind, fehlt bislang eine systematische Übersicht über die Erfahrungen von Befürwortern und Forschenden in diesen Sektoren.

Methodik

Im Rahmen eines Scoping Reviews wurde die vorhandene wissehscnaftliche Literatur sowie weitere Quellen (Blogs, Nachrichtenberichte und andere Dokumente) aus den Jahren 2000 bis 2021 zu Einschüchterungstaktiken gegenüber Befürwortern und Forschenden im Kontext von Tabak, Alkohol und hochverarbeiteten Lebensmitteln systematisch erfasst. Die Auswahl und Auswertung der Literatur erfolgte anhand eines deduktiven und induktiven Kategorienschemas, das verschiedene Formen von Einschüchterung (z. B. öffentliche Diskreditierung, rechtliche Drohungen, Überwachung) und die Reaktionsweisen der Betroffenen abbildet. Die Ergebnisse wurden narrativ zusammengefasst und hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Sektoren analysiert.

Ergebnisse

Die Analyse identifizierte zahlreiche Fälle von Einschüchterung über alle drei untersuchten Sektoren hinweg. Am häufigsten waren:

  • Öffentliche Diskreditierung der Betroffenen
  • Rechtliche Drohungen und Maßnahmen (z. B. Klagen, Abmahnungen)
  • Beschwerden bei Institutionen oder Arbeitgebern
  • Anfragen nach Informationsfreiheit zur Belastung der Arbeit

Diese Taktiken wurden meist direkt von Unternehmen oder deren Interessenvertretungen angewandt. Seltener, aber dennoch dokumentiert, waren Überwachung, Gewaltandrohungen, tatsächliche Gewalt, Einbruch und Bestechung, wobei in diesen Fällen die Urheberschaft oft nicht eindeutig zugeordnet werden konnte.

Die Reaktionen der Betroffenen auf Einschüchterung variierten. Viele setzten ihre Arbeit trotz Einschüchterung fort. Einige passten ihre Arbeitsweise an oder ergriffen Schutzmaßnahmen. Besonders häufig wurden offensive Strategien gewählt, etwa die öffentliche Thematisierung der Einschüchterung, Korrektur von Fehlinformationen oder rechtliche Gegenmaßnahmen. Das dominierende Thema in der Literatur war jedoch, dass Einschüchterung eine abschreckende Wirkung („chilling effect“) auf die Arbeit von Befürwortern und Forschenden hatte – und dadurch auch auf die Entwicklung und Umsetzung gesundheitspolitischer Maßnahmen.

Diskussion

Die Ergebnisse zeigen, dass Einschüchterung gegenüber Befürwortern und Forschenden in allen drei Sektoren verbreitet ist und nach ähnlichen Mustern abläuft. Die Strategien der UCIs sind branchenübergreifend vergleichbar und zielen darauf ab, kritische Stimmen zu delegitimieren, zu isolieren oder mundtot zu machen. Die Auswirkungen reichen von persönlichem Stress und Unsicherheit bis hin zu potenziellen Einschränkungen der wissenschaftlichen und politischen Arbeit. Die Literatur weist darauf hin, dass es bislang an systematischen Ansätzen fehlt, um das Ausmaß und die Folgen von Einschüchterung umfassend zu erfassen und zu adressieren.

Insgesamt unterstreicht die Review die Notwendigkeit, Einschüchterung als ernstzunehmendes Hindernis für evidenzbasierte Politik und unabhängige Forschung im Bereich gesundheitsschädlicher Konsumgüter zu erkennen und aktiv dagegen vorzugehen.

 

Bedeutung für Forschung & Praxis

Akteure, die im Bereich Public Health tätig sind, sollten sich der Bandbreite und Systematik von Einschüchterungstaktiken bewusst sein. Institutionen und Organisationen sollten Schutzmechanismen und Unterstützungsangebote für Betroffene etablieren. Es besteht ein dringender Bedarf an weiteren Studien, die das Ausmaß, die Auswirkungen und effektive Gegenstrategien gegen Einschüchterung untersuchen. Die Vernetzung und der offene Austausch über Einschüchterungserfahrungen können helfen, individuelle und kollektive Resilienz zu stärken und die Widerstandsfähigkeit gegenüber solchen Taktiken zu erhöhen.

Quelle

Evans-Reeves, K. A., Matthes, B. K., Chamberlain, P., Paichadze, N., Gilmore, A. B., & Mialon, M. (2024). Intimidation against advocates and researchers in the tobacco, alcohol and ultra-processed food spaces: a review. Health Promotion International, 39(6), daae153.

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Aktuelles aus der BAS

Aktuelle Warnmeldungen per E-Mail erhalten 

Kürzlich haben wir in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) eine Warnmeldung zu synthetischen Opioiden in Bayern veröffentlicht. Diese wurde über unseren spezifischen Warnmeldungsverteiler verschickt und von verschiedenen Institutionen und Fachstellen weiterverbreitet.

Wenn Sie künftig zeitnah über Warnungen zu gesundheitsschädlichen oder besonders gefährlichen Substanzen informiert werden möchten, können Sie sich gerne per E-Mail für unseren Verteiler anmelden.

Deutscher Suchtkongress 2025: „Innovativ gemeinsame Wege gehen“Schwangerschaft und Sucht

Vom 22. bis 24. September 2025 findet in Berlin der Deutsche Suchtkongress 2025 statt – veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e. V. (DG Sucht) und gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit. Unter dem Motto „Innovativ gemeinsame Wege gehen“ bietet der Kongress eine interdisziplinäre Plattform für Expertinnen und Experten aus Forschung, Therapie, Prävention und Versorgung, um aktuelle Herausforderungen im Bereich der Suchterkrankungen zu diskutieren und gemeinsam innovative Lösungsansätze zu entwickeln.

Die BAS unterstützt den Deutschen Suchtkongress und lädt alle Interessierten herzlich ein, sich zu beteiligen – etwa durch die Einreichung von Beiträgen oder durch Teilnahme am vielfältigen wissenschaftlichen Programm. Weitere Informationen finden Sie auf der offiziellen Kongresswebsite

Wir freuen uns, durch diese Kooperation zur Stärkung des fachlichen Austauschs und der Sichtbarkeit suchtbezogener Themen in Wissenschaft und Praxis beizutragen.

Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern

Aktuelles aus den Praxistransferprojekten

Mit dem Projekt „kurz und zeitgemäß informiert“ möchten wir Profis der Suchthilfe und anderen Interessierten Inhalte zu aktuellen Glücksspielthemen und -entwicklungen niedrigschwellig, schnell verständlich und methodisch aufbereitet zur Verfügung stellen. Die Themen „Spielersperrsystem OASIS: Selbst- und Fremdsperre“, „Kryptotrading“, „rechtliche Rahmenbedingungen im Glücksspiel“ und „Sportwetten“ werden aktuell abschließend bearbeitet und nach und nach, voraussichtlich beginnend mit April auf der digitalen Lernplattform der BAS öffentlich zugänglich sein. Wenn Sie Anregungen, Ideen oder Wünsche haben, welche weiteren aktuellen Themen rund um Glücksspiel(sucht) in diesem Format angeboten werden sollen, lassen Sie uns diese gerne zukommen!

Ein weiteres Praxistransferprojekt zum Thema „Glücksspiel bei Menschen mit kognitiver/ körperlicher Beeinträchtigung“ soll die Versorgungslage von Menschen mit Beeinträchtigung im Spektrum der Glücksspielsucht erfassen und verbessern. Hierfür wurde zunächst eine große Onlinebefragung von Einrichtungen der Sucht- und Eingliederungshilfe durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Verhaltenssüchte ein Thema in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe sind: Etwa die Hälfte der WfBM-Mitarbeitenden mutmaßen eine Glücksspielproblematik bei ihren Klient:innen. Die Ergebnisse der Suchthilfe bekräftigen diese Wahrnehmung: Es konnte festgestellt werden, dass rund ein Drittel der Umfrageteilnehmenden, die in der Suchthilfe tätig sind, bereits Menschen mit kognitiver oder körperlicher Beeinträchtigung zu Glücksspielsucht beraten haben. Als nächste Schritte sind die Publikation der Ergebnisse sowie die Konkretisierung der Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage der Zielgruppe geplant.

Ab 2025 beschäftigen wir uns parallel mit anderen Praxistransferprojekten und widmen uns Themen wie „Pathologisches Glücksspielen und Gewalt“ sowie „Zieloffene Suchttherapie beim pathologischen Glücksspielen“.

 

SAVE THE DATE! 15. Bayerischer Fachkongress Glücksspiel am 09. Juli 2025

Glücksspiel im Fokus: Prävention, Regulierung und soziale Herausforderungen im digitalen Zeitalter

Es ist wieder so weit und die Planungen zum 15. Bayerischen Fachkongress Glücksspiel am 09.07.2025 laufen auf Hochtouren. Die Themen des diesjährigen Fachkongresses sind wie jedes Jahr vielseitig und aktuell. Am Vormittag sind bereits interessante Vorträge geplant: Wir freuen uns u.a. auf Themen wie „Glücksspiel und organisierte Kriminalität“, das „Sperrsystem OASIS“ und das Thema „Neue Entwicklungen im Online-Glücksspiel“. Neben den Hauptvorträgen hat man am Nachmittag die Wahl zwischen verschiedenen Workshopthemen wie „Gaming und Gambling“, „Aktuelles aus der Schulden– und Insolvenzberatung“ oder „Geistige Beeinträchtigung und (Glücksspiel-)Sucht“. Die Teilnahme am diesjährigen Fachkongress ist dank des Hybridformats für alle möglich: Die Veranstaltung findet online und in München in den Räumlichkeiten der Katholischen Akademie in Bayern statt. Mehr Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.

Aktueller Stand zur Umsetzung von „HaLT – Hart am LimiT“ in Bayern

HaLT in Bayern – 16 Jahre Alkoholprävention für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

Das Alkoholpräventionsprogramm HaLT wird in Bayern inzwischen an 31 Standorten, verteilt über alle sieben Regierungsbezirke umgesetzt. Seit Projektstart im Jahr 2008 wurden in den letzten 16 Jahren, also bis Ende 2024, insgesamt 15.948 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Alkoholintoxikation bzw. starkem Rausch im reaktiven Projektteil mit einem Beratungsgespräch zum individuellen Alkoholkonsum erreicht – das sind fast 3 am Tag! In 14.568 Fällen wurde die Kurzintervention (=Sofortintervention) direkt in der Klinik noch am Krankenbett durchgeführt. Der Anteil der alternativen Zugangswege war im Jahr 2023 mit 26 % deutlich höher als im Vorjahr (18 % im Jahr 2022) und nimmt stetig an Bedeutung zu: 2024 wurden bereits 34 % der Jugendlichen über andere Zugangswege als die Klinik erreicht.

In 72,6 % (n=11.577) der Kurzinterventionen bestand zudem Kontakt zu den Eltern, die durch ein Beratungsangebot (=Elternintervention) unterstützt werden konnten. Ein Sechstel (16,6 %; n=2.655) der Kinder und Jugendlichen absolvierte zudem den sogenannten Risiko-Check, eine vertiefende Intervention, die die Möglichkeit bietet, den eigenen Alkoholkonsum zu reflektieren. Aufgrund von suchtspezifischen, psychosozialen und/oder psychiatrischen Problemen wurde bei 3.554 Jugendlichen (22,3 %) die Empfehlung gegeben, eine Anschlussberatung/-behandlung zu beginnen bzw. eine entsprechende weiterführende Hilfe eingeleitet.

Im proaktiven Projektteil sind die HaLT-Standorte sowohl im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit als auch in der Prävention aktiv, es haben bereits tausende Maßnahmen stattgefunden – regional angepasst an die spezifischen Bedürfnisse vor Ort. Zielgruppen der Präventionsarbeit sind vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene selbst, anteilsmäßig gefolgt von professionellen Helfer:innen als Multiplikator:innen und Eltern. Insgesamt am häufigsten wurden Präventionsmaßnahmen an Schulen durchgeführt, doch auch die Kinder- und Jugendhilfe und der Freizeitbereich waren wichtige Settings, in denen proaktive Alkoholprävention innerhalb von HaLT in Bayern stattfand.

Falls Sie sich genauer über das Programm HaLT in Bayern im Allgemeinen informieren möchten, besuchen Sie gerne unsere Website www.halt-in-bayern.de. Sollten Sie an ausführlicheren Informationen zum Projektverlauf inklusive einer Analyse der Risikogruppe der jugendlichen Rauschtrinker im Programm interessiert sein, lassen wir Ihnen gerne den Projektbericht „HaLT in Bayern – Implementierung, Inanspruchnahme, Ergebnisse. Update 2024“ zukommen (Anfrage bitte an annalena.koytek@bas-muenchen.de)

HaLT in Ihrer Region?

Obwohl HaLT inzwischen über ganz Bayern verteilt angeboten wird, sollen weiterhin zusätzliche Regionen mit Bedarf bezüglich der Ausweitung der Alkoholprävention für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erschlossen werden. Wenn auch Sie Interesse an einer HaLT-Implementierung in Ihrer Region (Bayern) haben und vor Ort von den Fördermöglichkeiten profitieren möchten, können Sie sich für ein ausführliches Informationsgespräch zu den Details gerne direkt an uns wenden. Als zentrale Koordinationsstelle stehen wir Ihnen unterstützend und beratend im Vorfeld, bei der Antragsstellung sowie während des Projektverlaufs zur Verfügung.

Kontakt

Annalena Koytek (Tel.: 089.530730-15, E-Mail: annalena.koytek@bas-muenchen.de), zuständig für die Projektleitung und Koordination und Betreuung der bayerischen HaLT-Standorte bezüglich der Landesförderung.

E-Learning-Angebote der BAS

An an dieser Stelle möchten wir gerne auf unser vielfältiges und kostenloses Angebot der digitalen Lernplattform hinweisen. Folgende Kurse können Sie hier aktuell nutzen:


Um die Kurse vollständig bearbeiten zu können (z. B. zur Speicherung Ihres Lernfortschritts), benötigen Sie einen Account.  Sie haben noch keinen? Hier können Sie sich in nur wenigen Schritten kostenfrei registrieren:   Neues Nutzerkonto 

Vortragsreihe 2025

Mit unserer fünfteiligen Vortragsreihe bieten wir Ihnen auch in diesem Jahr ein facettenreiches Angebot. Den Programmflyer für die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr finden Sie hier.

Sie haben einen Vortrag verpasst oder wollen noch einmal reinhören? Kein Problem! Sie haben bei uns die Möglichkeit, die verschiedenen Vorträge unserer Vortragsreihe auch über eine Aufzeichnung flexibel und zeitungebunden zu erleben. Die Aufzeichnungen werden jeweils nach dem Live-Termin und nach Zustimmung der Referierenden auf unsere Lernplattform gestellt.

Das erste Video unserer Vortragsreihe steht bereits für ein halbes Jahr zu Verfügung:

▶️ Jugendschutz durch Verbote – die einzig wirklich wirksame Prävention?
von Ludwig Binder (neon – Prävention und Suchthilfe aus Rosenheim) 

Bitte beachten Sie, dass wir Teilnahmezertifikate nur bei der Teilnahme am Live-Termin vergeben können. 

Sie erreichen die Vortragsreihe für dieses und letztes Jahr über folgenden Link:

Netzwerk Sucht in Bayern

Das Forum für das Netzwerk Sucht ist umgezogen! Es befindet sich nun auf unserer Lernplattform, um den Austausch zwischen Fachkräften noch einfacher zu gestalten.

Sie haben Interesse, sich mit anderen Fachkräften überregional auszutauschen?

Interessierte können dafür bei der Geschäftsstelle (bas@bas-muenchen.de) einen Zugang anfordern und damit u.a. an Diskussionsgruppen zu aktuellen Fragestellungen teilnehmen oder eigene Fragestellungen einbringen. Das Angebot ist selbstverständlich kostenlos.

Sie erreichen den Kurs über folgenden Link (um das Forum betreten zu können, benötigen Sie vorher einen Zugang):

Cannabis und Schule: wissen, verstehen, handeln

Sie sind Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft im Setting Schule und fragen sich, wie Sie mit Cannabis in Ihrem beruflichen Alltag umgehen und präventiv handeln können? Dann könnte Sie der Kurs „Cannabis und Schule: wissen verstehen, handeln“ unterstützen.

BAS-Schulungen und Veranstaltungen

08.05.2025 | Münchner Volkshochschule – online Öffentlichkeitsvortrag

Glücksspielsucht: Wie Glück, Spiel & Sucht zusammenhängen
Online-Veranstaltung, kostenfrei

05.06.2025 | Basisschulung in Nürnberg: Grundlagen der Glücksspielsucht

Nürnberg, kostenfrei

04.06.2025 | BAS-Fachtagung: Inklusion und Sucht - Vernetzung für eine bessere Versorgung

Hybrid-Veranstaltung, München

26.06.2025 | BAS Online-Vortragsreihe

Titel: „Achtsamkeit in der Suchtbehandlung – Hype oder sinnvolle therapeutische Maßnahme?“
Referent: Dr. Wolfgang Beiglböck
(Online-Veranstaltung, kostenfrei)

09.07.2025 | 15. Bayerischer Fachkongress Glücksspiel in München

Hybrid-Veranstaltung, München

11.07.2025 | BAS-Kooperationsveranstaltung mit der SeKo Bayern

Bayernweiter Selbsthilfefachtag Sucht und Gesundheit mit dem Motto „Verantwortung teilen – Gruppe aktivieren“
Freitag, 11. Juli 2025, 9.30 – 16.30 Uhr
bigBox Allgäu, Kotterner Str. 62-64 in 87435 Kempten

Anmeldung ab 15. Mai 2025 über www.seko-bayern.de

16.07.2025 | BAS-Fachtagung: Sicher unterwegs trotz Substanzkonsum? Einblick in die Begutachtungspraxis

Hybrid-Veranstaltung, München

08.10.2025 | Hybrid-Aufbauschulung „Zieloffene Suchtarbeit bei Glücksspiel – Theorie, Ansätze und praktische Methoden“

Hybrid-Veranstaltung, München

15.10.2025 | BAS-Fachtagung: Prävention von Drogentod

Hybrid-Veranstaltung, München

22.10.2025 | BAS Online-Vortragsreihe

Titel: „Online-Vortrag: KI in der Suchtarbeit ? – Anwendungsbeispiele, Chancen und Herausforderungen für die Suchthilfe“
Referent: Prof. Dr. Robert Lehmann
(Online-Veranstaltung, kostenfrei)

30.10.2025 | Online-Basisschulung: Grundlagen der Glücksspielsucht

Online-Veranstaltung, kostenfrei

11.11.2025 | Methodentraining zum Thema „Migration und Glücksspiel“ im Rahmen des Kompetenznetzwerktreffens in Nürnberg

12.11.2025 | Methodentraining zum Thema „Migration und Glücksspiel“ im Rahmen des Kompetenznetzwerktreffens in München

12.11.2025 | BAS-Fachtagung: Schnittstellenmanagement

Hybrid-Veranstaltung, München

19.11.2025 | BAS Online-Vortragsreihe

Titel: „Online-Vortrag: Anticraving-Substanzen in der Therapie der Alkoholabhängigkeit“
Referent: Prof. Oliver Pogarell
(Online-Veranstaltung, kostenfrei)

Bitte nehmen Sie Ihre Anmeldung zu unseren Veranstaltungsangeboten online vor. Nach erfolgreicher Anmeldung erhalten Sie eine Registrierungsbestätigung per E-Mail. Sollten Sie keine E-Mail bekommen, besteht die Möglichkeit, dass Ihre Anmeldung nicht registriert wurde. Wenden Sie sich in diesem Fall bitte zeitnah an uns.

Weiterführende Informationen zu unserem Programm und den Allgemeinen Veranstaltungsbedingungen finden Sie unter der Rubrik Veranstaltungen auf der Website der
BAS (www.bas-muenchen.de).

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